Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten

Von der Themenzuteilung einer wissenschaftlichen Arbeit bis zur endgültigen Fassung kann es unter Umständen ein langer Weg sein. Damit Sie keine Umwege machen müssen nachfolgend einige wichtige Stationen und Hinweise:

 

  1. Literatursuche und -auswertung :
    Erster Schritt ist die eigenständige Suche nach Literatur zum Thema. Machen Sie sich ein Bild über den Stand der Literatur aus Lehrbüchern, anderen Büchern, Zeitschriften und ggf. anderen Quellen wie Vorträgen oder dem Internet.

  2. Selektieren:

    • Auf der Basis der Literaturrecherche machen Sie sich Ihre Grundgedanken. Wie können Sie das Thema eingrenzen?
    • Was gehört unbedingt dazu?
    • Was wollen die Leser von mir wissen?
    • Was sollen die zentralen Aussagen werden?


    Aus dieser Phase heraus definieren und begründen Sie die behandelte Problematik und Themeneingrenzung der Arbeit. Die schwierigste Arbeit dabei ist es, die Zielsetzung der Arbeit zu fixieren.

    • Was konkret ist das Ergebnis der Arbeit?
    • Was hat ein Leser gelernt, wenn er Ihre Arbeit gelesen hat?

    Dabei kommt es sehr stark auf die Wortwahl an: Der Sachverhalt XYZ wird beschrieben erklärt oder diskutiert; es werden Gestaltungsempfehlungen aufgezeigt – dies sind Beispiele für sehr unterschiedliche Zielsetzungen!

    Schreiben Sie Problemstellung, Themeneingrenzung und Zielsetzung nieder und stellen Sie dies als Kapitel 1 „Einleitung“ ihrer Arbeit voran. Am Ende der Arbeit spiegeln sie dann im letzten Kapitel ihre Arbeit an den definierten Zielen und reflektieren ihre Arbeit selbstkritisch. Vielleicht sehen Sie darüber hinaus Ansatzpunkte für mögliche weiterführende Aspekte oder Fragestellungen bzw. andere An­merkungen, welche ebenfalls in ein Fazit einbezogen werden sollten.

  3. Strukturieren:
    Aus der Sachlogik und den Leserinteressen ergibt sich die erste Gliederung Ihres Arbeit. Vergeben Sie für die einzelnen Gliederungspunkte (vorläufige) Kapitelüberschriften. Das erleichtert die Stoffsammlung.

    Gehen Sie bei der Stoffauswahl methodisch vor. Überlegen Sie bei jeder Information, ob sie für Ihren Zwecksatz wesentlich ist oder weggelassen werden kann. Differenzieren Sie dabei in Muss-, Soll- und Kann-Informationen:

    • Muss-Informationen:
      Ohne sie ist Ihre Arbeit unvollständig oder nicht verständlich. Diese Informationen müssen den Lesern gegeben werden.
    • Soll-Informationen:
      Einleitende Worte, Hintergrundinformationen und ähnliches erhöhen das Verständnis erheblich. Je nach Leserkreis sind sie aber nicht unbedingt notwendig.
    • Kann-Informationen:
      Dies sind zusätzliche Erklärungen oder Beispiele, die besonders für Laien auf dem Fachgebiet geeignet sind. Aber auch Fachleuten erleichtern sie das Verstehen und Behalten eines Sachverhaltes.



  4. Argumentationslogik und Zitiertechnik:
    Bei der nun folgenden Stoffauswahl berücksichtigen Sie die fachlichen Kenntnisse der Leser. Wichtig ist, dass Sie das Ziel Ihres Berichtes immer klar vor Augen haben.

    Die erarbeitete Stoffsammlung ist dabei nach logischen Gesichtspunkten zu ordnen. Das zentrale Gütekriterium einer wissenschaftlichen Arbeit besteht in dieser Argumentationslogik. Ist jederzeit nachvollziehbar warum die behandelte Thematik diskutiert wird? Ist erläutert worden, warum ein inhaltlicher Punkt auf einen anderen folgt? Mit anderen Worten: Erläutern Sie sachlich was Sie sich dabei gedacht haben, als Sie dies geschrieben haben.
    Dies bedeutet u.U. kurze Überleitungen zwischen den Kapiteln. Dasselbe gilt aber auch innerhalb eines Kapitels, indem einzelne Argumente in ihrer Reihenfolge und Auswahl erläutert werden müssen. 

    • Beispiel 1:
      Zu diesem Thema müssen drei Punkte besprochen werden: ....
      Daraus ist nicht erkenntlich warum es drei Aspekte sein sollen. Zudem stellt sich die Frage, ob dies sein muss – ist es nicht auch vorstellbar, dass es eine andere Anzahl an Argumenten geben könnte?
      Besser so:
      Aufgrund von ... sind die folgenden Aspekte die für dieses Thema am relevantesten:
      Nach übereinstimmender Auffassung der Autoren ABC (jeweils Fußnote) gliedert sich diese Problematik in folgende Teilaspekte:

    •  Beispiel 2:
      Der Begriff A wird definiert als“...“
      Warum diese Definition? Gibt es keine anderen Definitionen? Warum ist diese zweckmäßig? Vielleicht ist auch nur eine Definition bekannt – ein Indiz für schlechte Literaturrecherche.
      Besser so:
      Der Begriff A wird von Autor als ... definiert. Autor B hingegen definiert ihn als 123. Diese Auffassung wird auch von den Autoren C, D und E geteilt. Aufgrund der Zielsetzung dieser Arbeit wird der Begriff wie folgt definiert: Defi­nition 123, jedoch aus folgendem Grund .. wird noch Aspekt c mit eingeschlossen.


    Wird derartig argumentiert, so ist eine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Meinungen bzw. Quellen unumgänglich. Machen Sie mit Fußnoten die jeweiligen „geistigen Urheber“ kenntlich. Es existiert kein Limit an Fußnote je Seite o.ä., vielmehr weisen mangelnde Fußnoten lediglich darauf hin, dass Sie sich unreflektiert einer Quelle/Meinung angeschlossen haben und sich nicht ausreichend mit der Thematik auseinandergesetzt haben!

    Einige Hinweise zur Zitiertechnik:

    • Basiert ein Kapitel lediglich auf einer Quelle, so ist dies entweder ein extremer Einzelfall (z.B. ein Fallbeispiel oder eine völlig neuartige Theorie) oder aber ein Indiz für mangelnde Literatursuche und unkritische Übernahme einer Quelle.
    • Definitionen, statistische Zahlenwerte, übernommene Abbildungen o.ä. müssen zi­tiert werden.
    • Grundsätzlich gilt, dass Zitate bzw. Literaturhinweise ihre Auseinandersetzung mit verschiedenen Meinungen dokumentieren, selbst wenn alle Quellen mehr oder weniger Ähnliches aussagen. Sie sind damit eine eindeutige Indikation für die Güte ihrer Arbeit!



  5. Formulieren:
    Nun steht der ersten Niederschrift nichts mehr im Wege. Sie besteht darin, den gesammelten Stoff in eine Form zu bringen. An diesem Punkt sollten Sie Ihr Augenmerk besonders stark auf den Stil und die Verständlichkeit Ihrer Formulierungen legen. Beachte Sie hierzu bitte die nachfolgenden Kapitel.

  6. Korrigieren:
    Kaum ein Text ist nach der ersten Niederschrift frei von Fehlern. Nehmen Sie sich Zeit für die Korrekturen. Lassen Sie Ihre Arbeit auch einmal gegenlesen, denn oft genug ist Ihnen vollkommen verständlich, was Sie sagen wollen – ob dies dann auch so formuliert ist, dass jemand andres Ihre Gedanken nachvollziehen kann ist jedoch eine andere Frage.

  7. Überarbeitung und Fertigstellung:
    Greifen Sie die Hinweise anderer auf und gehen Sie selbst nochmals kritisch über ihren Entwurf. Achten sie beim „Finetuning“ auf die Argumentationslogik, die Verständlichkeit und den Stil der Arbeit. Kontrollieren Sie letztlich auch die formalen Aspekte und stellen somit die endgültige Fassung fertig.